Widmen wir uns einmal den Giardien. So gut wie jeder Hundehalter hat von ihnen gehört, aber erstaunlich wenige wissen wirklich über sie Bescheid.
„Das sind doch so Würmer“, heißt es häufig. „Danach ist der ganze Darm kaputt“, heißt es auch oft. Andere behaupten: „Ach, da musste nichts machen, die gehen von allein“. Rund um die Fütterung bei einer Giardiose (so nennt man die Erkrankung) gibt es mindestens genauso viele Behauptungen. Von einer reinen Fleischfütterung über Kräuterbuttermilch bis hin zum Verzicht von Kohlenhydraten gibt es fast alle Varianten.
Aber was stimmt nun und was ist Unfug? Wir versuchen einmal von vorn bis hinten das Thema Giardien zu bearbeiten.
Was sind Giardien denn nun und wo kommen sie vor? Wie infiziert sich dein Hund damit?
Giardien sind einzellige Parasiten, keine Würmer. Diese Zysten kann dein Hund zum Beispiel durch verunreinigtes Wasser oder Böden aufnehmen, durch andere Kothaufen von Hunden, Katzen oder anderen die diese Zysten ausgeschieden haben oder aber auch durch Kontakt zu anderen Artgenossen. Giardien können durchaus durch Belecken von Hund zu Hund (auch von Hund zu Katze und so weiter) weitergegeben werden. Gelangen diese Zysten in den Hundedarm entwickeln sie sich weiter zu Trophozoiten. In diesem Stadium sind sie fortpflanzungsfähig. Für die Fortpflanzung benötigen die Giardien nun natürlich Nahrung und diese finden sie praktischerweise im Hundedarm zur Genüge. Neben dem Darminhalt des Hundes ernähren sie sich auch von der Darmschleimhaut.
Weil sie sich zum größten Teil im Darm deines Hundes aufhalten, werden einige auch immer wieder mit dem Kot ausgeschieden. Aber sie sind Vermehrungskünstler, so dass es leider niemals alle auf einmal trifft.
Giardien sind sehr widerstandsfähig. Mit dem Kot ausgeschieden überleben sie rund eine Woche in der sich andere Tiere an diesem Haufen anstecken können. In einer feuchten Umgebung überleben sie bis zu drei Monaten, daran kannst du gut sehen, wie wichtig es ist den Kot deines Hundes aufzusammeln. Dein Hund kann sich auch immer wieder selbst anstecken. Durch seine Haufen oder aber durch seine natürliche Fellpflege, abgefallene Zysten im Hundebett, die dann aufgenommen werden etc. Es ist auch superwichtig den Kot deines Hundes aufzusammeln, wenn dein Hund gesund ist, dazu aber später mehr.
Giardien und die Infektion mit diesen, ist außerdem eine Zoonose, das bedeutet, dass sie durchaus auch auf den Menschen übertragbar sind. Am meisten sind Babys, alte Menschen und generell immunschwache Menschen gefährdet.
Woran merke ich, dass mein Hund Giardien hat? Wie sind die Symptome und wie kann ich es überprüfen?
Das ist die Krux. Der größte Teil der infizierten Hunde hat keinerlei Symptome. Sie sind zwar Träger der Parasiten, erkranken aber nicht daran. Der Darm und das gesamte Abwehrsystem sind so stark, dass sie selbst mit den Giardien zurechtkommen. Hier musst du auch nichts unternehmen und du wirst auch nicht auf die Idee kommen das dein Hund Giardien hat, weil er eben kerngesund ist. Und hier kommt der Punkt mit dem Kotaufsammeln wieder ins Spiel. Sie scheiden die Giardien trotzdem aus. So kann sich der nächste Hund infizieren. Deswegen ist es wirklich enorm wichtig den Kot aufzusammeln, abgesehen davon, dass auch wir Hundehalter nicht gern in die Tretmienen anderer Hunde latschen.
Hunde die Symptome zeigen, die mitunter sehr stark sein können, sind in der Regel alt, also Senioren, noch im Wachstum oder bereits krank. Also alle die deren Immunsystem noch nicht oder nicht mehr so stark oder aus irgendeinem anderen Grund geschwächt ist.
Die Hauptsymptome sind mehr oder weniger hartnäckige Durchfälle, häufig mit Schleimbeimischungen, manchmal auch mit Blut. Ab und an kommt Erbrechen hinzu. Aber die Durchfälle müssen keinesfalls durchgehend anhalten. Es kann durchaus sein, dass dein Hund einen Tag kräftig Durchfall hat, zwei Tage ist alles gut und dann geht es wieder los. Häufig haben die Hunde starke Bauchschmerzen, generelle Verdauungsprobleme und der Kot riecht extrem übel. Zugegeben, Kot riecht selten nach Rosen, aber Giardienkot riecht häufig richtig schlimm.
Wenn du den Verdacht hast, dass dein Hund eventuell Giardien hat und auch erkrankt ist, kannst du ganz einfach Kot von drei aufeinanderfolgenden Tagen sammeln (Sammelkotprobe) und diese über deinen Tierarzt oder uns auf Giardien testen lassen.
Und wenn die Giardien nun da sind? Was jetzt?
Zuallererst, Ruhe bewahren! Und am besten nicht in den Social-Media-Kanälen oder Suchmaschinen nach Hilfe suchen. Mach dich nicht verrückt, Giardien sind fies und manchmal auch schwer in den Griff zu bekommen, aber Panik hilft nicht. Vor allem deinem Hund nicht. Um möglichst schnell gesund werden zu können, braucht der nämlich zuallererst ein stressfreies Umfeld, denn Stress wirkt sich stark auf den Darm aus und ein angegriffener Darm ist die perfekte Wohnlandschaft für Giardien. Fühlen die sich erstmal richtig wohl, wird das Problem nur noch größer. Also entspann dich.
Wichtig ist eine gesunde Hygiene. Koche die Näpfe mindestens zwei Mal pro Tag aus, super wäre nach jedem Futtern und Trinken. Wasche die Körbchen und Spielzeuge so heiß wie es geht und vielleicht einmal öfter als gewöhnlich. Wische täglich deine Wohnung. Bewährt, und auch bei den meisten Teppichböden einsetzbar, haben sich tatsächlich Dampfreiniger.
Lasse die Küsschen für deinen Hund eine Weile weg und halte deine Kinder im Moment fern vom Hund, so hart das für alle Beteiligten ist. Wasche dir häufiger, gründlicher die Hände, verzweifele nicht.
Vor allem wenn ein Welpe betroffen ist, ist es natürlich für alle doppelt schlimm. Hundeschule fällt aus, Sozialkontakt zu anderen Hunden fällt generell aus. Die Unbeschwertheit ist leider für einen Moment weg.
Bei langhaarigen Hunden ist es sinnvoll, die Haare am Po zurückzuschneiden.
Der Tierarzt wird dir Antibiotikum oder ein ähnliches Mittel geben. Diese sind nach Anweisung einzunehmen. Aber leider sind einige Giardienstämme bereits resistent gegen diese Mittel. Spätestens dann sollte man anders vorgehen.
Antibiotika und ähnliche Präparate sollen die Einzeller abtöten, dabei töten sie aber auch viele gute Bakterien ab. Das schwächt wiederum deinen Hund und erhöht die Gefahr sich gleich beim nächsten Hundekontakt wieder zu infizieren und schon kommst du aus diesem Teufelskreis nicht mehr raus.
Futter und Giardien
Nun kommen wir endlich zu dem Punkt, der euch wahrscheinlich am meisten interessiert, wenn ihr unseren Blog lest, die Ernährung bei einer Giardiose.
Du wirst von all deinen Hundefreunden, Nachbarn, Trainern etc. sofort hören: „Oh, jetzt musst du aber auf Kohlenhydrate verzichten, davon ernähren sich die Giardien.“
Das ist auch prinzipiell richtig. Giardien ernähren sich am liebsten von Zuckern, also Kohlenhydraten. Hinter der Idee, diese wegzulassen, steht, dass man so die Giardien aushungern möchte. Die Idee ist auch grundsätzlich gut, aber zu kurz gedacht.
Du nimmst ja nicht nur den Giardien die Kohlenhydrate, sondern auch dem Darm deines Hundes. Wie du weiter oben gelernt hast, haben zwar viele Hunde Giardien, aber nicht alle erkranken auch daran. Erkranken tun in der Regel die Hunde, die sowieso bereits geschwächt sind. Bei Welpen und Junghunden ist das Immunsystem noch nicht richtig aufgebaut. Bei Senioren ist es häufig altersbedingt nicht mehr so stabil und durch andere Erkrankungen oder Medikamentengaben kann das gesamte Immunsystem eines sonst gesunden Hundes geschwächt sein.
Und wieso ist das so?
Dass der Großteil des Immunsystems sich im Darm abspielt, dürfte in der Zwischenzeit jedem bekannt sein. Der Darm ist also geschwächt und bietet so einen guten Nährboden für die Giardien. Entziehst du nun die Kohlenhydrate, um die Parasiten auszuhungern, entziehst du auch dem Darm und vor allem der Darmflora unter anderem wichtige Ballaststoffe, um im Gleichgewicht zu bleiben.
Bevor du nun also die Giardien versuchst aushungern zu lassen und so die Darmflora weiter in eine ungünstige Richtung verschiebst, baue sie lieber auf und mache den Darm gesund. Je gesünder der Darm und die Darmflora, desto ungemütlicher ist es für die Giardien. Und niemand möchte irgendwo leben, wo es ungemütlich ist, also verschwinden sie. Der Riesenvorteil ist nun, weil der Darm gesund und stark ist und damit auch das Immunsystem kommen sie auch nicht wieder.
Wichtig ist also ein ausgewogenes, gesundes Menü für deinen Hund und seinen Darm. Also ein Napf mit Fleisch, Gemüse und Kohlenhydraten. Gern darf mit der berühmten Moro Suppe unterstützt werden. Die Oligosaccharide darin verhindern bzw. erschweren das Andocken der Giardien an der Darmwand.
Natürlich dürfen auch Prä- und Probiotika eingesetzt werden, um das Ungleichgewicht der Darmflora schnell wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Oft ist es hier ratsam einen Darmflora Screen machen zu lassen, um zu sehen welche Bakterien fehlen oder zu viel sind. Ein Darmflora Screen kannst du, wie den Giardientest, über deinen Tierarzt oder Kohlenhunde erstellen lassen.
Es gibt auch eine Reihe von Kräutern, die die Parasiten verschrecken. Unterstützend ist sicherlich nichts dagegen einzuwenden, aber ausschließlich, wie immer wieder zu hören ist, sollten diese nicht gegeben werden, wenn man die Giardien loswerden möchte.
Kräuter wie Kurkuma, Ingwer, Wermut aber auch Küchenkräuter wie Thymian, Majoran und Oregano kann man zufüttern oder eben, wenn sie vertragen wird, in eine Buttermilch einrühren und in kleinen Mengen füttern.
Und nimm bitte Abstand von dem neuesten Tipp der umherschwirrt, die ausschließliche Fleischfütterung. Damit würdest du dem Hundedarm den Rest geben.
Vieles ist doch ganz anders als man lange Zeit dachte
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